Ein konzertanter Volltreffer gelang den Organisatorinnen des städtischen Kulturprogramms um Katharina Weißenborn am Silvesterabend in der Süßener Kulturhalle. Da passte einfach alles zusammen: ein Publikum, das bereit war, sich verzaubern zu lassen und eine Zeitreise in die 20er Jahre anzutreten. In dem bis auf den letzten Platz besetzten Saal herrschte erwartungsvolle Stimmung und freie Platzwahl und Getränke hoben die Stimmung zusätzlich.

Und dann waren da „The Real Comedian Harmonists“ um den Pianisten Florian Fries. Sie hatten sich vorgenommen hatten, als „echte“ Doubles der legendären Truppe vor 90 Jahre deren unsterbliche Nummern so real wie möglich wieder zum Leben zu erwecken. Das waren im wahrsten Sinn „Evergreens“, die ihre Wirkung auch über diese lange Zeit nicht verloren haben. Hinzu kam noch, dass wieder einmal offenbar wurde, was „Live-Musik“ so frisch und spannend macht.

Was da in der Kulturhalle abging, war einmalig und deshalb unvergesslich. Bis ins Detail konnten die sechs Künstler den ganzen Abend mit größter Präzision und Eleganz ihr Markenzeichen präsentieren: Rhythmisch perfekt und in glänzender klanglicher Homogenität wurden sie den anspruchsvollen Stücken voll gerecht.

Dazu aber kam noch das, was die Harmonists unverwechselbar macht. Sie inszenierten den Gesang in köstlichen Parodien, die immer leicht, spontan und wie improvisiert wirkten. Der „kleine grüne Kaktus“ durchlebte ein winziges Drama und die „Schöne Isabella von Kastilien“ packte sofort ihre „Utensilien“, um ihrem Liebsten nach Spanien zu folgen. Mit allem was sie hatten, machten die Fünf passende Instrumente nach, aber nicht mit dem falschen Ehrgeiz, sie naturgetreu wiederzugeben, sondern mit kleinen Übertreibungen, die eine gute Karikatur ja auszeichnen. Der Sprachwitz in den Texten ist bis heute legendär; die Mädchen aus dem altägyptischen Theben sind z.B. nach wie vor süß wie die „Zibeben“ (Rosinen).

Im zweiten Teil fielen im Publikum die Hemmungen, man wagte es, bei den rasanten, durchaus anspruchsvollen Rhythmen mitzuklatschen, der Beifall wurde immer mehr zum Jubelsturm! Neben all dem hochkarätigen Jux gehörten zum Stil der Harmonists aber auch schlichte, ernsthafte Lieder, die umso ergreifender wirkten („Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt.“) Eine Reihe von Zugaben wurde erklatscht und bewirkte, was in Süßen eher selten ist: „standing ovations“ von Menschen mit glücklichen Gesichtern… ein Volltreffer!