Glanzvolles Konzert in Süßen
Viel Applaus für Posaunenquartett Opus 4
KONZERT Das Posaunenquartett Opus 4 eröffnet seine Jubiläumstour in Süßen. 30 Jahre lang gibt es das Ensemble aus erstklassigen Leipziger Profimusikern.

Quelle:
Südwest Presse
Datum:
Di, 07.05.2024
Ein Artikel von:
Annerose Fischer-Bucher
Veranstaltung:
30 JAHRE OPUS 4
Trompete und Posaune waren wertvolle Instrumente und seit den Kreuzrittern, die sie aus dem Orient nach Europa brachten, nur königlichen Anlässen vorbehalten. Sie erhöhten durch ihren strahlenden Klang den Glanz von Turnieren und Banketten und die Spieler waren vor anderen Instrumentalisten privilegiert. Galten doch Trompete und Posaune als Symbol für Macht und Stärke. Schon im Alten Testament ist von ihnen die Rede. Die Posaune hat sich als Orchesterinstrument gehalten und wird in Musikvereinen und in Posaunenchören gepflegt.
In der Süßener Kulturhalle gab am Sonntag nun das Posaunenquartett Opus 4 ein glanzvolles Konzert zum Auftakt seiner Tournee zum 30-jährigen Bestehen. Und bereits jetzt sind Konzerte wie das im Juni in Leipzig ausverkauft. Kein Wunder, sind die vier Posaunisten doch Mitglieder in renommierten Orchestern wie dem Gewandhaus in Leipzig, in der Sächsischen Bläserphilharmonie und in der Staatskapelle Halle. Der Gründer des Ensembles, Jörg Richter, etwa ist seit 40 Jahren Soloposaunist im Gewandhausorchester. Warum sie für ihr Programm mit Stücken aus dem Barock und Vorbarock (von Komponisten wie Monteverdi mit der Mehrchörigkeit, von Senfl und Gesualdo mit Sanglichkeit oder von Schütz) Barockposaunen verwenden, das konnte man in einem Ohrenschmaus hören. Die Instrumente hatten einen ganz unverwechselbaren homogen-weichen Klang, eine große Klang-Variabilität und eine große Bandbreite von schnarrendem dreifachen Forte bis hin zum zartest-hauchenden Pianissimo.
Luft schienen die Musiker nicht zu brauchen. Ansatz für zwei Stunden? Kein Problem. Ebenso wenig die Beherrschung sämtlicher Technik, makellose Intonation und variationsreiche Dynamik – ein zauberhafter Abend mit Könnern, die sich blind musikalisch verstanden. Das galt sowohl im ersten Teil mit geistlicher Musik als auch im zweiten Teil – hier verwendeten sie moderne Instrumente – mit Three Jazzy Pieces von Ingo Luis sowie einem lustigen Stück der 1983 geborenen thailändischen Schülerin I-Lun von Richter und mit einem 15-minütigen Themenauszug von Leonard Bernsteins West Side Story. Die Musiker spielten die alten Meister mit einem süffigen Klang ebenso wie drei Bruckner-Bearbeitungen als Hommage zu dessen 200. Geburtstag.
Ob man allerdings Bachs 3. Brandenburgisches Konzert in dieser Version gebraucht hätte, ist Geschmackssache. Man sagt, Bachs Kompositionen hielten alles aus. Zugegeben – interessant, technisch höchst schwierig und gut präsentiert war es. Drei Zugaben mussten die Könner aus Leipzig spielen, wobei der feurige Säbeltanz von Chatschaturjan in Kontrast zu Mendelssohns einfachem Verleih uns Frieden gnädiglich stand. Längere atemlose Stille und dann großer Beifall.
Auf nachgebauten Barockposaunen
Ensemble Opus 4 wurde 1994 in Leipzig gegründet und spielt auf nachgebauten Barockposaunen der Firma Jürgen Voigt aus Markneukirchen. Auf einer Alt- in Es, zwei Tenor- in B und auf einer Bass-Barockposaune in F mit Schwengel interpretieren die vier Musiker Alte Musik. Ansonsten musizieren Jörg Richter, Dirk Lehmann, Michael Peuker und Wolfram Kuhnt auf deutschen Instrumenten wie den Kruspe-Posaunen, die sich im Klang von den amerikanisierten Instrumenten durch einen homogen-weichen Klang unterscheiden.
